«Vermummte Komiker»

Mit einer Tirade gegen linke Demonstranten wurde der 24-jährige Luzerner Massimo Portmann im Frühling zum Internet-Star. 

Von Christoph Landolt und Raffaella Bachmann (Bild)

Eigentlich hätte dieses Interview in Ihrem BMW stattfinden sollen, in dem Ihre ­Videokommentare entstehen.

Ja. Leider darf ich gerade nicht fahren.

Was haben Sie angestellt?

Nichts Schlimmes. Ich war leicht zu schnell. Weil es aber die zweite Übertretung in zwei Monaten war, haben sie mir den Ausweis weggenommen. Nächsten Samstag bekomm ich ihn wieder.

Wie kommt man dazu, eine Tirade über «Fröschlistreichler» und demonstrierende «Mongos» auf Facebook zu stellen?

Ich benutzte Facebook schon früh als ­Promo-Kanal für die Partys, die ich in Luzern veranstaltete. Inzwischen machen das in diesem Business alle, deshalb habe ich vor einiger Zeit damit begonnen, mich auf anderen Wegen an die Leute zu wenden. Mit Videos, die ich im Auto aufgenommen ­habe.

Aber um Politik ging es damals noch nicht.

Nur nebenbei. Einmal wurde ich in der Mittagspause von Polizisten «gevögelt», mit Alkoholtest und allem. Nur weil ich ein Junger mit einem schönen Auto bin. 45 Minuten lang hat dieses Kasperlitheater gedauert. Das hat mich gestresst, und das habe ich auch in die Kamera gesagt. Schon damals hatte ich viele Facebook-Freunde und entsprechend viele Reaktionen. Als ich dann wieder mal im Stau steckte, weil ein paar Linke mit einer Demo die halbe Luzerner Innenstadt verstopften, sagte ich mir: «So, jetzt setze ich ein Zeichen.»

Zum «Kult-Motzer» (Blick) wurden Sie, als Giacobbo/Müller Ihre Youtube-Tirade brachten.

Da ging’s los. Seither kennen mich alle. Auf Facebook sind etwa tausend Freundschaftsanfragen offen, aber ich kann die gar nicht mehr annehmen, weil nicht mehr als 5000 Freunde erlaubt sind. Ich habe deshalb eine Fan-Page eröffnet, wo man mich abonnieren kann.

In den Kommentaren zu Ihren Videos steht immer das Gleiche: «Endlich sagt’s mal einer.» Und: «Ich würde es zwar nicht so sagen, aber inhaltlich hat dieser Portmann völlig recht.»

Ich kann mich schon anders ausdrücken. Aber schauen Sie: Wenn ich einem schwarz vermummten Komiker, der im Bahnhof alte Frauen anpöbelt und alles kaputtmacht, sage: «Das finde ich im Fall nicht so gut», dann belächelt der mich. Wenn ich ­sage: «Du Bastard, du verwöhnter Voll­pfosten», und er merkt, dass noch Tausende mehr so denken wie ich, dann ändert sich vielleicht etwas.

Sie verteidigen den Kapitalismus und die persönliche Freiheit. Das ist ungewöhnlich für einen Jungen.

Die Linken engagieren sich brutal, von rechts kommt nichts. Das ist leider so. Ein Wermuth und ein Roth machen das Maul auf, und rundherum steht der ganze ­Kindergarten in Secondhand-Kleidern und klatscht. Aber die sind nur ein Teil der ­Jungen, mehr nicht. In meiner Generation gibt’s extrem viele Richtungen.

Sie sagten in einem Video, dass «sogar die Jugos, die Schippis [Albaner, Anm. d. Red.] und die Tschingge» SVP wählten. Sind auch Sie ein typisch bürgerlicher Secondo?

Meine Mutter ist Vollgas-Italienerin, aber sie ist hier aufgewachsen. Sie ist deshalb der Secondo. Ich glaube nicht, dass das eine Rolle spielt. Wichtiger ist wohl das Umfeld, die Denkart, wie man aufwächst.

Wie sind Sie aufgewachsen?

Wie alle anderen auch. Meine Mutter wollte das Beste für mich, also dass ich in die Kanti gehe und dann Anwalt oder Frauenarzt oder so was werde, wo ich mit wenig Arbeiten viel verdiene. Aber ich wollte mit sechzehn voll ins Berufsleben einsteigen. Ich war mir zum Arbeiten nie zu schade. Als Hochbauzeichner-Stift bekam ich pro Monat 350 Stutz. Um Bauleitungen zu machen, wie ich es wollte, musste ich aber einen Roller und dann ein Auto haben. Also bin ich jeden Samstag um fünf aufgestanden und ging auf Montage, für 200 Franken Cash. Das hat mich gelehrt: Wenn du in der Schweiz nicht zu faul bist, dann kannst du immer Geld verdienen.

Allgemein ist es doch eher so, dass die ­Anspruchshaltung gegenüber dem Staat zunimmt. Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die Zukunft der Schweiz?

Ich sehe es positiv. Auf die linke Aktion wird es eine Gegenreaktion geben. In ein paar Jahren kommt bei den Jungen das Umdenken. Klar gibt’s immer ein paar Träumer, die alle Asylbewerber der Welt hierher holen wollen. Aber da, wo meine Mutter herkommt – zwischen Rom und Neapel –, da sieht man, wohin man damit kommt. Unser System dagegen funktioniert.

Für die Jungfreisinnigen oder die Junge SVP wären Sie der perfekte Mediensprecher. Haben Sie Anfragen bekommen?

Ja, von der SVP. Aber ich weiss nicht, ob es richtig wäre, in die Politik zu gehen. Ich arbeite eigentlich ganz gerne für Geld. (Lacht)

Was für Reaktionen bekommen Sie von den Frauen?

Durchzogen, wie bei den Männern. Es gibt viele Linke, und es gibt auch solche, die das, was ich sage, gut finden. Aber mit Politik ­gewinnst du keine Frauenherzen.

Massimo Portmann, 24, arbeitet seit drei Jahren als ­Bauleiter und legt unter dem Namen DJ Prime in Klubs auf. Das Video, das ihn bekanntmachte, erschien im Mai.