Arena-Analyse

Die Arena ist ein matchentscheidender Faktor bei Abstimmungen. Mit durchschnittlich 192’000 Zuschauern (das entspricht einem Marktanteil von 19.8%) im Jahr 2013 ist die Arena die wichtigste politische Sendung in der Deutschschweiz.
Doch wie kann man die Arena zu seinen Gunsten nutzen? Wie seine Botschaft am erfolgreichsten platzieren?
Wir analysieren spannende Arena-Runden für Sie nach den Kriterien Rhetorik und Körpersprache. Wie haben sich die Redner geschlagen? Was können sie besser machen? Und wer ist am souveränsten? All diesen Fragen gehen wir in unserer neuen Rubrik auf den Grund.

Das Duell

Am Freitag, 21. Februar haben sich SVP-Nationalrat und Alt-Bundesrat Christoph Blocher und Alt-Bundesrätin Micheline Calmy-Rey in der Arena duelliert. Das Thema: Gespaltene Schweiz.

Das Schweizer Fernsehen hat das aktuellste Thema, nämlich die Masseneinwanderung und die dadurch heraufbeschworene Spaltung der Schweiz aufgegriffen und mit Christoph Blocher und Micheline Calmy-Rey zwei rhetorische Schwergewichte für die Sendung gewonnen. Für viel Spannung und einen rhetorischen Schlagabtausch war also gesorgt:

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Rhetorik – die Kunst der Rede:

– Klarheit der Botschaft
– Strukturierung
– Angriff und Verteidigung

 

Christoph Blocher

– Botschaft:
Rhetorik Gesetz: Die Botschaft muss klar und eindeutig sein!
Seine Botschaft „Der Schweiz geht es in erster Linie besser, weil wir nicht Mitglied der Europäischen Union sind“ ist eindeutig und klar: Die Schweiz muss unabhängig bleiben. Die Botschaft ist deutlich und für die Diskussion relevant, er schafft es während der gesamten Diskussion, seine Botschaft immer wieder einfliessen zu lassen.

– Goodwill:
Rhetorik Gesetz: Goodwill schafft Sympathie!
Er entschuldigt sich für seine Aussage („Die Welschen hatten immer ein schwächeres Bewusstsein für die Schweiz.“ aus der Basler Zeitung), die er gegenüber der Romandie geäussert hat. Das macht ihn menschlich, nimmt ihm ein kleinwenig das Haudegen-Image und schafft Goodwill.

– Kompetenz:
Rhetorik Gesetz: Auf die eigenen Leistungen verweisen schafft Kompetenz!
Mit dem Argument „Ich bin Unternehmer…“ verschafft sich Blocher Kompetenz und Glaubwürdigkeit. Er differenziert sich dadurch gegenüber Micheline Calmy-Rey.

Angriff:
Rhetorik Gesetz: Persönliche Ansprache unterbricht den Redefluss des Kontrahenten.
Mit den Worten „Aber Frau Calmy-Rey…“ (direkte Ansprache seiner Gegnerin) kann er problemlos die Aufmerksamkeit auf sich lenken und seine Gegnerin unterbrechen.

 

Micheline Calmy-Rey

– Botschaft:
Rhetorik Gesetz: Die Botschaft muss klar und eindeutig sein!
Ihre Botschaft „Die Schweiz darf sich nicht isolieren.“ ist klar und wird während der gesamten Diskussion von ihr immer wieder eingebaut.

– Bilder schaffen:
Rhetorik Gesetz: Bilder sprechen mehr als 1000 Worte! Mit Bildern können Vorstellungswelten geschaffen werden, die in den Köpfen der Zuhörer hängen bleiben.
Die Anekdote des reichen Mannes, der sich vor lauter Angst vor der Welt in seinem Bad einsperrte, zum Anfang dient als guter Einstieg, obwohl sie aus rein argumentativer Sicht natürlich nicht viel bringt. Aber wir wissen, was sie uns sagen wollte.

– Framing:
Rhetorik Gesetz: Diskutiere nie auf dem Feld deines Kontrahenten, sondern verlagere die Diskussion auf ein Feld, wo man selbst die meisten Kompetenzen besitzt.
Calmy-Rey lässt sich von Blocher zwar die Diskussion aufdrücken (Wirtschaft), schafft es aber, den Kurs auf ein Feld zu lenken, in welchem sie Stärken hat (Aussenpolitik).

– Strukturierung:
Rhetorik Gesetz: Wer mit Aufzählungen arbeitet, verschafft sich Redezeit, erhöht die Memorisierung bei den Zuhörern.
Ihre Argumente sind gut strukturiert („Erstens, zweitens,…“, „Es gibt zwei Möglichkeiten…“, „Zum einen … zum anderen“, etc.).

Körpersprache:

Christoph Blocher

– Seine Körpersprache ist angriffig, er zeigt viel mit dem Finger, ist nach vorne gelehnt und spricht laut.
– Mit der Parodie von Calmy-Rey („nach Brüssel krebsen“) zwingt er die Kamera, ihm zu folgen und erlangt dadurch hohe Kamera-Aufmerksamkeit.
– Blocher zeigt Präsenz und Dynamik und verschafft sich somit Betrachteraufmerksamkeit. Seine Dynamik führt dazu, dass er während der Sendung immer näher an den Moderator ranrückt und ihm schlussendlich sogar sein Wasserglas klaut.

 

Micheline Calmy-Rey

– In den ersten 30 Minuten steht sie mit verschränkten Armen in der Runde, eine defensive und abweisende Position.

 

Unser Fazit:

Lieber Herr Blocher, Sie sind und bleiben unser Haudegen und attraktivster Diskutant. Angriffe wehren Sie gekonnt ab und können im selben Atemzug noch die restlichen Diskutanten angreifen. Fürs nächste Mal: Etwas strukturierter bitte!

Liebe Frau Calmy-Rey, Sie haben sich gut geschlagen, Ihre Argumentation hat einen roten Faden. Aber bitte bleiben Sie bei Ihrer Topfrisur (dieses Mal sah es nämlich so aus, als hätten Sie in die Steckdose gegriffen) und lassen Sie den Bademantel nächstes Mal doch zu Hause (zu kleinkariert = Flimmereffekt im Fernsehen).