Plakativ – Wer hat das bessere Plakat?
In dieser Rubrik analysiert GOAL Wahl- und Abstimmungsplakate für den kommenden Abstimmungstermin. Sie können aktiv werden und Plakate, die Ihnen aufgefallen sind, an unsere Newsletter-Redaktion zur Analyse schicken (bitte mit Angaben zu Fundstelle (Ort) und Abstimmungsdatum). In dieser Ausgabe liegt der Fokus auf dem 18.5.2014.
Nationale Abstimmung
Sujet: Kinder vor Pädophilen schützen
Fundort: Deutschschweiz
Abstimmung: Volksinitiative „Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen“
Abstimmungsdatum: 18.5.2014
Verantwortlich: Überparteiliches Komitee „Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen“
Erfassbarkeit: Das Plakat ist schnell erfassbar, da es sich aus wenigen Bestandteilen zusammensetzt. Die Typografie ist klar und deutlich, das Bild und die Botschaft können sofort mit der Abstimmungsparole verknüpft werden.
Plakativität: Der Teddy ist ein abgegriffenes Sujet und wurde von den Initianten der Waffeninitiative und von den Initianten der Volksinitiative „Für die Unverjährbarkeit pornografischer Straftaten an Kinder“ auch schon verwendet. Seine Bedeutung in diesem Kontext ist deshalb unklar. Was passiert mit dem Besitzer des Teddys? Etwas Gutes? Etwas Schlechtes? Das Plakat müsste diese Frage beantworten und die Bedrohung darstellen, was es aber nicht macht.
Botschaft: „Kinder schützen“ ist eine kurze und klare Botschaft, die das JA der Initianten unterstreicht. Doch vor was sollen die Kinder geschützt werden? Der Text „vor Pädophilen“ ist zu klein, um sofort erfasst zu werden. Die Botschaft wird dadurch verfälscht.
Handlungsaufforderung: Das JA ist nicht ganz so prominent besetzt, wie man es setzen könnte, aber trotzdem sind Botschaft und Handlungsaufforderung eindeutig.
Impact: Die Botschaft ist kurz und knapp. Die Handlungsaufforderung ist eindeutig. Das Plakat könnte zwar plakativer und emotionaler sein, doch es verfehlt sicherlich nicht seine Wirkung.
Fazit
Nationale Abstimmung
Sujet: Starkes Land. Faire Löhne.
Fundort: Deutschschweiz
Abstimmung: Volksinitiative „Für den Schutz fairer Löhne“
Abstimmungsdatum: 18.5.2014
Verantwortlich: SGB – Schweizerischer Gewerkschaftsbund
Erfassbarkeit: Das Plakat ist simpel gehalten, nur beim Payoff wird es unübersichtlich, da ist wohl der Grafiker „durchgegangen“. Der Schirm ist zwar ein gutes Symbol für den Lohnschutz, aber er symbolisiert nicht die Hauptbotschaft „Starkes Land. Faire Löhne.“
Plakativität: Mit einer reinen Typo-Lösung und dem knalligen Rot wurde ein auffälliger Weg eingeschlagen, der sich von anderen Plakaten abhebt.
Botschaft: Die Botschaft ist positiv und versucht (zusammen mit der Farbe Rot) mit Swissness zu punkten.
Handlungsaufforderung: Das JA wird von vier verschiedenen Botschaften in Anspruch genommen. Klar ist, ich muss JA sagen. Doch zu was eigentlich? Zum starken Land? Zu den fairen Löhnen? Zum Lohnschutz? Zum Mindestlohn? Jajajaja.
Impact: Die Gestaltung ist plakativ, die Botschaft positiv, leider werden diese zwei Punkte durch das chaotische Payoff abgeschwächt.
Fazit
Nationale Abstimmung
Sujet: Vernichtet Arbeitsplätze
Fundort: Deutschschweiz
Abstimmung: Volksinitiative „Für den Schutz fairer Löhne“
Abstimmungsdatum: 18.5.2014
Verantwortlich: Komitee „Nein zum schädlichen Mindestlohn“
Erfassbarkeit: Beim Plakat-Gegenstück zur Mindestlohn-Initiative handelt es sich auch um ein reines Typo-Plakat, das simpel gehalten ist und sofort ins Auge springt.
Plakativität: Der Baustellen-Look des Plakates ist sehr plakativ. Mit Gelb als Hintergrundfarbe wird selten gearbeitet, die Wirkung wird hierbei nicht verfehlt.
Botschaft: Die Botschaft ist kurz und klar. Der Dreizeiler durch die Trennung von „Arbeitsplätze“ ist jedoch etwas heikel und hätte besser gelöst werden können, auch das in die linke Ecke gequetschte „Lohndiktat“ könne man weglassen.
Handlungsaufforderung: Das NEIN im roten Verbotsschild und der damit verbundene Payoff „zum schädlichen Mindestlohn“ fallen sofort ins Auge und wirken plakativ – und das i zu einem ! zu machen, scheint momentan modern zu sein, schon beim NEIN zu 1:12 wurde es verwendet.
Impact: Gestaltung, Botschaft und Handlungsaufforderung gehen Hand in Hand. Der Impact ist durch das Zusammenspiel sicherlich hoch…
Fettnäpfchen: Auf Plakaten dürfen keine Verkehrsschilder abgebildet werden, deshalb mussten die Initianten das Sujet ändern und das Verkehrsschild von Rot auf Schwarz umfärben. Das schwarze Verkehrsschild schwächt die Wirkung des Plakates. Bei den Inseraten durfte das rote Verkehrsschild beibehalten werden, dadurch wird das Keyvisual uneinheitlich und stört den Zusammenhang der Kampagne.
Quelle: SRF
Fazit
Nationale Abstimmung
Sujet: Sicherheit zuerst! Ja zum Gripen
Fundort: Deutschschweiz
Abstimmung: Bundesgesetz über den Fonds zur Beschaffung des Kampfflugzeugs Gripen
Abstimmungsdatum: 18.5.2014
Verantwortlich: Komitee „Ja zum Gripen“
Erfassbarkeit: Botschaft und Handlungsparole können schnell erfasst werden.
Plakativität: Das Plakat ist dominant und fällt ins Auge. (Aber seien wir mal ehrlich: Es ist hässlich und sieht aus wie in Word zusammengeschustert!)
Botschaft: Die Botschaft „Sicherheit zuerst“ ist stark und hätte besser umgesetzt werden können. Es fehlt das richtige Sujet, um die Botschaft damit zu verknüpfen.
Handlungsaufforderung: Das JA, das sich aus dem J und einem Flieger zusammensetzt, ist viel zu technisch und lenkt von der emotionalen Botschaft „Sicherheit zuerst“ ab. Das macht die Abstimmung zu einer „Flieger-Frage“ und nicht zu einer „Schweiz-Frage“. Ein normales JA hätte völlig gereicht, aber so wird von der Frage um die Sicherheit der Schweiz auf die Flugzeugfrage abgelenkt.
Impact: Das Plakat hat einen guten Titel, lenkt aber mit dem technischen JA auf eine falsche Diskussionsebene. Hier haben wohl Flugzeug- und Technik-Freunde die Fäden geführt. Der Blick auf die gesamtschweizerische Dimension ist so verloren gegangen.
Fazit
Nationale Abstimmung
Sujet: Gripen Milliarden NEIN
Fundort: Deutschschweiz
Abstimmung: Bundesgesetz über den Fonds zur Beschaffung des Kampfflugzeugs Gripen
Abstimmungsdatum: 18.5.2014
Verantwortlich: Liberales Komitee „Nein zum Gripen“
Erfassbarkeit: Das erste Plakat-Gegenstück von zwei zur Gripen-Abstimmung ist nicht unbedingt schnell erfassbar, dazu ist der Cartoon zu detailliert.
Plakativität: Cartoons eignen sich schlecht für Plakate, vor allem wenn sie so detailliert ausgestaltet sind wie dieser. Der Cartoon versucht SVP-Wähler abzuholen und zu einem NEIN zu überzeugen.
Botschaft: Die Botschaft ist klar und deutlich.
Handlungsaufforderung: Das NEIN ist gut platziert und hebt sich mit der roten Schrift vom Rest ab.
Impact: Der Impact dieses Plakates lässt zu wünschen übrig, Botschaft und Handlungsaufforderung sind zwar klar, jedoch ist das Sujet einfach zu detailliert, um sofort erfassbar zu sein.
Fazit
Nationale Abstimmung
Sujet: Leere Kassen?
Fundort: Deutschschweiz
Abstimmung: Bundesgesetz über den Fonds zur Beschaffung des Kampfflugzeugs Gripen
Abstimmungsdatum: 18.5.2014
Verantwortlich: Bündnis „Nein zu den Kampfjet-Milliarden“
Erfassbarkeit: Das zweite Gegenstück zur Gripen- Abstimmung ist schnell erfassbar: Titel, Sujet und Payoff spielen zusammen und ergeben ein stimmiges Bild.
Plakativität: Das Plakat ist sehr plakativ, die Bildsprache ist stark (wenn auch ein bisschen verspielt) und die gesamte Visualisierung deutet auf ein NEIN hin.
Botschaft: Interessant hier das negative Branding des Abstimmungstitels („Kampfjet-Milliarden“), der geradezu nach einem NEIN schreit. Gerade deswegen wäre ein etwas kürzerer Payoff wohl besser gewesen, wir würden empfehlen: Kampfjet-Milliarden NEIN – wer braucht schon Präpositionen?
Handlungsaufforderung: Das rote NEIN ist gut gesetzt und kann sich vom Rest des Plakates hervorheben.
Impact: Das Plakat hat einen guten Wirkungsgrad, da es plakativ ist und Sujet und Botschaft übereinstimmen.
Fazit
Nationale Abstimmung
Sujet: Weil wir auch morgen noch…
Fundort: Deutschschweiz
Abstimmung: Bundesbeschluss über die medizinische Grundversorgung
Abstimmungsdatum: 18.5.2014
Verantwortlich: Hausärzte Schweiz
Erfassbarkeit: Das Plakat ist schlecht erfassbar, weil es erstens zu viel Text hat und zweitens alles in Majuskeln geschrieben ist, das stört den Lesefluss.
Plakativität: Zu viele Worte! Ein Plakat ist kein Inserat. Niemand nimmt sich vor, ein Plakat zu lesen, warum also so viel Text? Immerhin ist das Herz mit dem Pflaster ein sympathisches Sujet und das JA ist gross und deutlich, dann hört es aber auch schon wieder auf mit der Plakativität.
Botschaft: Es ist keine einheitliche Botschaft vorhanden.
Handlungsaufforderung: Das JA ist prominent gesetzt, aber es ist nicht klar, zu was wir JA sagen müssen. Der Payoff ist überfüllt und ebenfalls in Majuskeln gehalten, das macht die Sache nicht einfacher.
Impact: Ein Plakat ist kein Inserat! Wir können es nicht oft genug sagen, aber mit Wörtern und Grossbuchstaben muss sparsam gewirtschaftet werden. Der Impact dieses Plakates ist gleich null.
Fazit
Kantonale Abstimmung
Sujet: Sorge tragen
Fundort: Kanton Zürich
Abstimmung: Volksinitiative „Weniger Steuern fürs Gewerbe“
Abstimmungsdatum: 18.5.2014
Verantwortlich: Komitee „Nein zur Kirchensteuer-Initiatve“
Erfassbarkeit: Das Plakat setzt sich aus drei Elementen zusammen: Botschaft, Sujet und Payoff. Botschaft und Sujet können rasch erfasst und miteinander verknüpft werden, stimmen aber nicht mit dem Payoff überein.
Plakativität: Das einzig Plakative an diesem Plakat ist die Botschaft „Sorge tragen“ in roter Schrift auf schwarzem Untergrund.
Botschaft: Die Botschaft „Sorge tragen“ und das damit verbundene Bild sind positiv. Dieser Aussage kann jeder Stimmbürger zustimmen, aber die Initianten wollen ein NEIN erreichen, kein JA. Sie widersprechen sich selbst in ihrer Argumentation.
Handlungsaufforderung: Die Botschaft, das Sujet und die Handlungsaufforderung stimmen nicht überein. Der Titel des Plakates und auch das Bild schreien nach einem JA. Das NEIN geht in der unteren rechten Ecke unter und kann nicht mit der Botschaft verbunden werden.
Impact: Der Impact dieses Plakates ist nicht vorhanden, denn Botschaft und Handlungsaufforderung widersprechen sich.
Fazit