Die erfolgreichen Wahlkämpfer
Was macht einen erfolgreichen Wahlkampf aus? Wie gelingt es einem Kandidaten trotz schlechtem Listenplatz oder hart umkämpften Sitz gewählt zu werden?
In den zurückliegenden Gemeinderatswahlen im Frühjahr dieses Jahres im Kanton Zürich stechen zwei Ereignisse heraus: In der Stadt Zürich gelang es dem SVP- Gemeinderatskandidaten Samuel Balsiger als Neuling trotz schwierigem Listenplatz die Wahl in den Zürcher Gemeinderat zu schaffen. Und in der Zürcher Gemeinde Illnau-Effretikon konnte Mathias Ottiger als profilierter Parteipräsident und Jungpolitiker den umkämpften dritten Exekutivsitz der SVP verteidigen. Im Interview mit der GOAL-Newsletter-Redaktion erklären die beiden Shooting-Stars ihre Erfolgsrezepte.
Wir haben nachgefragt, was ihr Erfolgsrezept für einen erfolgreichen Wahlkampf war und sind zu folgendem Ergebnis gekommen.
Was ist Ihr Rezept für einen erfolgreichen Wahlkampf?
Samuel Balsiger: „Emotionalisieren, personalisieren und verdichten. Und ausserdem: Strassenwahlkampf, Strassenwahlkampf und nochmals Strassenwahlkampf. Dabei sollte man lächeln, sympathisch sein und bei aller Schwere der Themen dennoch Lebensfreude vermitteln. Zentral ist auch eine professionelle Aufbereitung der eigenen Werbemittel und mit diesen alle Kanäle bedienen.“
Mathias Ottiger: „Der Bekanntheitsgrad muss schon früh aufgebaut werden. Besuche von öffentlichen Anlässen, Standaktionen (auch wenn nicht in direktem Zusammenhang mit den Wahlen) und die Medienpräsenz zu Sachthemen ist die erste Phase des Wahlkampfs und beginnt schon 6 bis 12 Monate vor den Wahlen. Eine optimale Mischung aus Plakaten, Poststreuungen und Give-Aways sowie sehr viele Strassenaktionen (auch Hausbesuche, wenn nötig) bis zum Wahlsonntag bringen den Erfolg.“
Wie schätzen Sie die Wichtigkeit von Social Media ein? Kann damit mobilisiert oder nur informiert werden?
Samuel Balsiger: „Eine Mobilisierung über die sozialen Medien halte ich generell und im Speziellen auf Stufe der Gemeindepolitik für schwierig. Eine allgemeine Grundstimmung kann jedoch mitgeprägt werden. Zudem werden die Jungen, die sich heute täglich auf den sozialen Medien aufhalten, auch mal älter und somit auch eher zu den regelmässigeren Urnengängern gehören – es dürfte sich politisch also auf jeden Fall auszahlen.“
Wie schätzen Sie den Einfluss von selbst lancierten Volksinitiativen/Abstimmungen ein?
Mathias Ottiger: „Der Einfluss ist hoch, und noch höher, wenn die Volksinitiative mehrheitlich von der Bevölkerung befürwortet wird. Volksinitiativen vermitteln eine klare Position. Als Initiant vertritt man diese an vorderster Front – in den Medien sowie auf der Strasse. Als Initiant geniesst man eine besondere Medienpräsenz.“
Wie wichtig ist der direkte Kontakt zu den Bürgern (siehe das Thema Strassenwahlkampf und Haustürbesuche)?
Mathias Ottiger: „Der direkte Kontakt zu den Bürgern ist sehr wichtig. Der direkte Kontakt vermittelt dem Bürger, dass man Willen zeigt, etwas zu erreichen, dass man den Kontakt zum Bürger nicht scheut, nicht zu faul ist und sich den Fragen der Bürger stellt. Hausbesuche sind sehr persönliche Begegnungen und bedürfen einer sehr guten Vorbereitung. Hier muss die klare Botschaft binnen einer Minute vermittelt werden, so dass der Besuch nicht zur Belästigung wird. Hingegen an einem Bahnhof haben Sie nicht eine Minute Zeit pro Person, schon gar nicht um 6:00 Uhr. Doch Sie vermitteln einiges: Sie sind präsent, Sie stehen früh auf – Sie habe ich doch letzte Woche schon gesehen.“
Samuel Balsiger: „Der Strassenwahlkampf benötigt Mut und teilweise eine dicke Haut. Und genau aus diesem Umstand heraus erhöht sich der Wert dieser Form des Wahlkampfes. Die Menschen schätzen Mut und den persönlichen Kontakt. Den Mutigen gehört die Welt! Dem Haustürwahlkampf stehe ich in einer Grossstadt wie Zürich eher kritisch gegenüber.“
Was war Ihr persönliches Highlight?
Samuel Balsiger: „Mein Wahlresultat.“
Mathias Ottiger: „Das super Wahlresultat sowie die grosse Unterstützung und Anerkennung meiner Kolleginnen und Kollegen.“