Menschen, die bewegen – Kampagnen, die bewegen.
Am 23. Mai fand in Zürich das wichtigste Treffen von Campaignern in der Schweiz statt: Der Campaigning Summit 2014 brachte 180 Teilnehmer aus fünf Ländern, um über Kommunikation, Politik und Kampagnen zu diskutieren.
Im Swissôtel, Oerlikon, traf sich an diesem Freitag alles, was in der Werbewelt Rang und Namen hat. Es wurde viel über Erfahrungen aus gelungenen und erfolglosen Kampagnen gesprochen. Das dominierende Thema blieb bei vielen aber die Zukunft des Campaigning. Was in den USA heute Erfolg hat, ist bei uns „the next big thing“. Wie man es durch systematischen Einsatz von Technologie und Ideen schafft, den Einzelnen anzusprechen und wirklich zu berühren, das war der eigentliche Kern aller Vorträge.
Die Konvergenz von Technik, Mensch und Medien (Peter Metzinger)
Den Auftakt machte Peter Metzinger mit seinen Zukunftsszenarien. Er verwies darauf, dass zukünftig alle Geräte miteinander vernetzt sein werden und somit grosse Datenmengen von Zielgruppen generiert werden können. Dadurch wird es einfach werden, der richtigen Zielgruppe zur richtigen Zeit die richtige Botschaft zu überbringen.
Metzingers drei Empfehlungen für Campaigner:
- Alles, was automatisiert werden kann, wird automatisiert werden.
- Die Formel „Geld = grosses Budget = Erfolg“ wird nicht mehr zentral sein.
- Proaktives Erkunden macht die Zielgruppe zum Akteur und nicht mehr zum Empfänger.
Was wir meinen:
Metzingers behandelte altbekannte Themen, diese sind zwar richtig, aber eben altbekannt. Jede gute Kampagne hält sich heutzutage daran, wirklich viel Neues steckt also nicht dahinter.
Campaigning made in Europe: Trends & Innovationen (Philipp Maderthaner)
Philipp Maderthaner, Gründer des Campaigning Summit Vienna, erklärte anhand des Beispiels Conchita Wurst, dass heutzutage nicht mehr Angebote gewählt werden, sondern Anliegen. Das Positive daran? Für Anliegen, die Menschen bewegen, wird die Bevölkerung dann auch gerne aktiv.
Maderthaners drei Empfehlungen für Campaigner:
- Mut zum Anliegen und nicht nur zum Angebot. Das beste Beispiel ist die diesjährige Songcontest-Gewinnerin Conchita Wurst. Sie schaffte es, ganz Europa für ihr Anliegen „Mehr Toleranz“ zu gewinnen – das Angebot stand an zweiter Stelle.
- Lass Leute aktiv werden.
- Erschliesse die Netzwerke deiner Fans.
Was wir meinen:
Maderthaner ist sehr auf junges Publikum fokussiert, dabei dürfen die alteingesessenen WählerInnen nicht vergessen werden – trotz Mobile & Co.
Vom Advertising zu Usevertising, Crossmedia und Storytelling – die Kampagne der Zukunft (Dominique von Matt)
Das Motto von Dominique von Matt ist „Machen, nicht warten“. Denn in einer sich rasch wandelnden Welt müssen neue Strategien, Methoden und Technologien so schnell wie möglich getestet werden, auch wenn man die Wirkung noch gar nicht kennt. Nur so kann man erfolgreiches Campaigning machen.
Von Matts drei Empfehlungen für Campaigner:
- „Speed is better than perfection.“ Das beste Beispiel hierfür ist der „$1 Million-Button“ vom Online-Versandhändler Amazon: Man muss sich nicht mehr umständlich registrieren und Hunderte von Feldchen ausfüllen, um eine Bestellung aufgeben zu können, sondern kann inzwischen allein mit E-Mail-Adresse und Passwort seine Bestellung aufgeben. Somit wurden den faulen Usern direkt in die Hände gespielt, was zu einem rasanten Anstieg von Verkäufen führte.
- Unterhalten, unterstützen oder untergehen.
- Den Kunden zum Markenbotschafter machen.
Was wir meinen:
Dominique von Matt ist einer der sachlichsten und erfahrensten Werber der Schweiz. Trotz seines grossen Erfolges ist er bodenständig und kann mit seiner Kompetenz überzeugen.
Campaigning jenseits der Komfortzone (Graziella Regazzoni)
Graziella Regazzoni von Greenpeace Schweiz zeigte anhand von verschiedenen Beispielen, wie Greenpeace tagtäglich ihre Komfortzone verlässt und mit emotionalen und teilweise auch riskanten Kampagnen die Aufmerksamkeit auf sich lenkt.
Regazzonis drei Empfehlungen für Campaigner:
- Gelassenheit muss vorhanden sein, damit die Komfortzone verlassen werden kann.
- Mut zu neuen Ideen.
- Risikomanagement: Was sind die Konsequenzen und kann ich damit leben?
Was wir meinen:
Leider fehlte der tiefere Blick hinter die Kulissen von Greenpeace. Regazzoni hat lediglich Kampagnen vorgestellt, die jeder kennt (oder kennen sollte). Tabus zu brechen und somit die Komfortzone zu verlassen ist richtig, das Problem bei Greenpeace ist allerdings, dass sie dadurch oft Gesetzesbrüche begehen. Regazzoni blieb uns eine Antwort schuldig auf die Frage, wie Greenpeace damit umgeht.
Campaigns that engage people (Gregor Poynton)
Gregor Poynton war verantwortlich für die Wahlkampagne von Barack Obama und für jene von François Hollande. Er zeigte, welche Hilfen am besten geeignet sind für die Mobilisierung von Menschen. Dabei ging er immer wieder auf die Wichtigkeit von E-Mails ein, da E-Mails das Hauptmedium für Kampagnen seien.
Poyntons drei Empfehlungen für Campaigner:
- Build relationships.
- Tell a good story.
- Supporters aren’t passive observers.
Was wir meinen:
Poynton hat den Einsatz von Mails und allem Elektronischen geradezu hochgejubelt. Es darf aber nicht vergessen werden, dass seine Kampagnen in erster Linie gewonnen haben, weil sie mehr Supporter hatten, die von Haustür zu Haustür gegangen sind.
Bild Quelle: https://www.facebook.com/CampaigningSummitZurich