NZZ am Sonntag | Alexander Segert: «Das fällt schwer in den Bereich von Verschwörungstheorien»

Er ist der der Gestalter des «Extrablatts» und Inhaber der Schweizer Werbeagentur Goal: der aus Deutschland stammende Alexander Segert.

von Christina Neuhaus | 1.7.2017

NZZ am Sonntag: Knüpfen Sie, wie deutsche Medien berichten, an einem europaweiten Netzwerk der politischen Rechten?
Alexander Segert: Das ist eine mutwillige Behauptung einiger deutscher Medien und zeigt, wie es in Deutschland im Jahr der Bundestagswahlen aussieht: Jeder, der nicht im politischen Mainstream mitmarschiert, wird in die rechte Ecke gestellt. Das gilt selbst für Werbeagenturen, die lediglich Aufträge von Kunden ausführen.

Ihre Agentur Goal hat nachweislich Verbindungen zu einem AfD-Unterstützerverein, zu Marine Le Pens Stiftung für ein Europa der Nationen und der Freiheit und zur österreichischen FPÖ.

Dass es sich beim Verein zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten um einen AfD-Unterstützerverein handelt, würden die Vereinsverantwortlichen wohl vehement dementieren. Ich hatte einige Aufträge von FPÖ-Landesverbänden sowie Kurzkontakte mit Parteien aus anderen Ländern. Das liegt aber alles mehrere Jahre zurück. Im Moment habe ich von keinen Parteien aus dem Ausland irgendwelche Aufträge.

Laut «FAZ» wird jegliche Post des AfD-Unterstützervereins von Stuttgart an Ihr Schweizer Postfach geleitet.
Wir haben vom Verein den Auftrag erhalten, das Sekretariat zu führen. Auch das gehört zu den Grundleistungen einer PR-Agentur. Wenn wir unsere Schweizer Postadresse angeben würden, müssten die deutschen Interessenten ein höheres Porto zahlen. Deshalb haben wir einem Büroservice in Deutschland den Auftrag erteilt, die Vereinsadresse zu betreuen, das Postfach zu leeren und uns die gesammelte Post weiterzusenden.

Wer steht hinter dem Verein?
Da müssen Sie die Verantwortlichen des Vereins fragen.

Wer finanziert ihn?
Auch das müssen Sie die Vereinsverantwortlichen fragen.

Sie halten nicht viel von Transparenz.
Im Gegenteil! Ich halte sehr viel von Transparenz: Es gibt wohl keinen Werber, der den Medien so offen zur Diskussion zur Verfügung steht, wie ich. Im Moment besteht aber – vor allem in Deutschland – die Gefahr, Transparenz mit Gesinnungsterror zu verwechseln. Ich kann jeden verstehen, der eine andere Meinung zur merkelschen Flüchtlingspolitik vertritt, aber Angst davor hat, dies zu offen zu sagen, weil er nicht möchte, dass sein Auto angezündet, sein Haus verschmiert und er von den Medien mit der «Rechtsradikalen-Keule» durch den Blätterwald getrieben wird. Wenn ein Auftraggeber möchte, dass sein Name nicht bekannt wird, dann respektiere ich das.

Sie übertreiben.
Leider nein. Wer nicht im politischen Mainstream mitmarschiert, wird in die rechte Ecke gestellt. Dieses Spiel versuchen die deutschen Medien auch mit mir zu treiben: Wahlweise werden mir Kontakte nach Moskau, Washington oder zu einem ominösen Millionärs-Klub in Deutschland unterstellt. Ich habe absolut nichts mit einem zusammenphantasierten Netzwerk zu tun – das fällt schwer in den Bereich von Verschwörungstheorien.

Sie haben letztes Jahr die Kosten für einen vom AfD-Landesvorsitzenden Nordrhein-Westfalen, Marcus Pretzell, organisierten Kongress europäischer Rechtspolitiker übernommen, weshalb?
Falsch: Ich habe weder Herrn Pretzell noch der AfD Kosten erstattet. Soviel mir bekannt ist, war der Veranstalter die EU-Parlamentsfraktion der Europäischen Konservativen und Reformer, zu der auch die CDU gehört. Für diese Veranstaltung hat meine Agentur im Auftrag eines Kunden einen Beitrag an die Miete geleistet.

Der «Spiegel» nennt Sie «Impresario der Neuen Rechten», der von der Schweiz aus Akteure mit Geld und Dienstleistungen versorge. Schadet Ihnen dieses Image in der Schweiz, wo ja auch Wirtschaftsverbände und FDP zu Ihren Auftraggebern gehören?
Bekanntlich kämpft der «Spiegel» mit seinen Auflagezahlen. Es scheint hier der Versuch zu bestehen, mit kruden Verschwörungstheorien Aufmerksamkeit und Leserzahlen zu steigern. Netter Versuch, macht die Geschichte aber nicht wahrer. Ich versorge niemanden, ausser meine Kinder, mit Geld und Dienstleistungen – das reicht mir schon! Was jedoch interessant ist: Schweizer Kunden lassen sich wenig von solchen wirren Anschuldigungen beeindrucken. Es gibt offene Fragen, die ich ebenso offen beantworten kann, und dann wird am Auftrag weitergearbeitet. Und dann gibt es auch neue Kontakte, die sagen: «Habe neulich von Ihnen gelesen, können wir uns einmal treffen, ich hätte da etwas, bei dem Sie uns unterstützen könnten.» Insofern sind die Anschuldigungen persönlich etwas nervend, anscheinend aber eher geschäftsfördernd.

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