Was plakatiert Europa?

Normalerweise widmen wir uns in dieser Rubrik den Schweizer Wahl- und Abstimmungsplakaten, doch dieses Mal möchten wir die Plakate der vergangenen EU-Wahl analysieren. Dabei stehen Plakate der erfolgreichen EU-kritischen Parteien im Vordergrund.

Sujet: Mut zu DeutschlandAfD_Mut
Fundort: Deutschland
Verantwortliche Partei: AfD (Alternative für Deutschland)

Erfassbarkeit: Das Plakat ist schnell erfassbar, die Botschaft auf der Fahne sticht heraus. Auch der Payoff und das Logo sind grosszügig gestaltet und nehmen ein gutes Drittel des gesamten Plakates in Anspruch. 

Plakativität: Das Plakat ist aufgrund seiner wenigen Bestandteile (Botschaft, Sujet, Logo) sowie der Farbkombination (schwarz-rot-gold) sehr plakativ. 

Botschaft: „Mut zu Deutschland“ ist eine starke und aussagekräftige Botschaft. Auch wenn damit keine EU-Themen direkt angesprochen werden, ist die Kritik an der EU deutlich impliziert. 

Handlungsaufforderung: Die Handlungsaufforderung „Am 25. Mai AfD wählen“ geht etwas unter, da sie viel zu klein an den oberen Rand gequetscht ist. Das schwächt das gesamte Plakat.

Impact: Das Plakat hat – trotz schlecht platzierter Handlungsaufforderung – einen guten Wirkungsgrad, da es plakativ und schnell erfassbar ist.

Fazit

Erfassbarkeit: hand_TOP

Plakativität: hand_TOP

Botschaft: hand_TOP

Handlungsaufforderung: hand_SOLALA

Impact: hand_TOP

 

Sujet: Le 25 mai votez patriote. FN_LePen
Fundort: Frankreich
Verantwortliche Partei: FN (Front National)

Erfassbarkeit: Die Erfassbarkeit des Plakates ist gut. Es wird ganz auf Marine Le Pen fokussiert, die aus der Menge heraussticht. Die in Majuskeln gehaltene Botschaft „Le 25 Mai votez patriote“ sticht ebenfalls deutlich heraus.

Plakativität: Blickfang des Plakates ist die Botschaft „Le 25 Mai votez patriote“, wobei es sich auch um das Wichtigste handelt. 

Botschaft: Die Botschaft „Votez patriote“ spricht die EU-Kritiker und Patrioten Frankreichs an. Zudem wird Marine Le Pen als eine dynamische Kandidatin aus dem Volk dargestellt.

Handlungsaufforderung: Was erst auf einen zweiten oder sogar dritten Blick erkennbar ist, ist wen man eigentlich wählen muss. Denn das Logo der Front National ist klein in die untere rechte Ecke gedrückt und dadurch schwer ersichtlich. 

Impact: Das Plakat setzt ganz auf den Wiedererkennungswert von Marine Le Pen und bedient damit den Wunsch nach einer neuen, unverbrauchten und unverfilzten Kraft, die die dahinserbelnde französische Nation wieder zu Glanz und Gloria führen soll.

Fazit

Erfassbarkeit: hand_TOP

Plakativität: hand_SOLALA

Botschaft: hand_TOP

Handlungsaufforderung: hand_SOLALA

Impact: hand_TOP

 

Sujet: Who really runs this country? UKIP_Country
Fundort: Grossbritannien
Verantwortliche Partei: UKIP (United Kingdom Independence Party)

Erfassbarkeit: Das Plakat ist nicht ganz so rasch erfassbar, wie es sich die UKIP wohl wünschen würde. Der Betrachter braucht zu lange, um die drei Schritte des Plakates (1. brennende Fahne Grossbritanniens; 2. Absender; 3. EU-Fahne) zu erfassen und schlussendlich miteinander zu verknüpfen.

Plakativität: Obwohl das Plakat zu den ästhetischeren dieses Wahlkampfes gehört, ist es nicht unbedingt plakativ.

Botschaft: Die Botschaft isteindeutig und klar. Sie stimmt in jeder Linie mit der Bildsprache des Plakates überein und setzt mit der brennenden Fahne ganz auf die Emotionen der Briten.

Handlungsaufforderung: Der Absender und dadurch auch die Handlungsaufforderung „Take back control of our country. Vote UKIP 22nd May“ ist – ganz untypisch – am rechten Rand platziert und fällt durch die ungewöhnliche Farbkombination (gelb-lila) sofort auf.

Impact: Leider ist das Plakat weder rasch erfassbar noch besonders plakativ, da können auch eine starke Botschaft und Handlungsaufforderung nicht daran rütteln. Der Impact dieses Plakates ist wohl nicht sehr hoch. 

FunFact: Die FPÖ fand das Plakat wohl so stark und aussagekräftig, dass sie es für ihre eigene Inserateserie adaptierte.

Fazit

Erfassbarkeit: hand_FLOP

Plakativität: hand_FLOP

Botschaft: hand_TOP

Handlungsaufforderung: hand_TOP

Impact: hand_SOLALA

Sujet: Wir verstehen EURE Wut. Zu viel EU tut niemand gut. FPOE_Wut
Fundort: Österreich
Verantwortliche Partei: FPÖ (Freiheitliche Partei Österreich)

Erfassbarkeit: Die FPÖ hält an ihrer Gestaltungslinie fest, die sie nun schon seit Jahren konsequent durchzieht. Dabei hat man das Gefühl, dass sich die grafischen Elemente auf dem Plakat linear vermehren. Das Plakat der FPÖ ist zugepflastert mit allem Möglichen (Titel, Köpfe, Payoff, Button, PostIt, Logo, QR-Code(!), FB-Verweis). Auf den ersten Blick ist dieses Plakat nicht erfassbar! Man muss sich regelrecht Zeit dafür nehmen und kann immer wieder neue Dinge entdecken – ein richtiges Suchbild.

Plakativität: Das einzige Plakative an diesem Plakat ist der rote Titel „Wir verstehen EURE Wut“. 

Botschaft: Die FPÖ ist bekannt für ihre Faszination für Reime. Die Botschaft ist deshalb auch in einem Schüttelreim gehalten («Wir verstehen eure Wut. Zu viel EU tut niemand gut.») – doch die deutsche Grammatik sollte schon noch beachtet werden (richtig wäre: «Zu viel EU tut niemandem gut.»). Trotz grammatikalisch schwachem Reim ist die Botschaft klar.

Handlungsaufforderung: Die Handlungsaufforderung findet man rechts unten im gelben Button auf einem kleinen PostIt. Besser verstecken geht wohl nicht mehr.

Impact: Der Impact dieses Plakates ist aufgrund der absoluten Überfüllung schwächer als er sein könnte, wird aber seine Wirkung sicherlich nicht verfehlen.

Fazit

Erfassbarkeit: hand_FLOP

Plakativität: hand_FLOP

Botschaft: hand_SOLALA

Handlungsaufforderung: hand_FLOP

Impact: hand_SOLALA